"Hunde, die ihr Bein heben, stellen sich über mich"
Ernsthaft??
Es gibt ernsthaft noch Hundetrainer, die wirklich solche kruden Theorien lehren?
Ich meine, spätestens seit der Diskussion vor 10 Jahren, wo von einem Schnauzbärtigen Niederländer darüber gesprochen worden ist, dass die Herren bitte über die Markierungen ihres Rüden zu pinkeln hätten (und Hundehalterinnenn bitte eine Sprühflasche ihres Morgenurins mit sich führen sollten, um auch derlei zu tun) oder den witzigen Geschichten eines kleinen Mexikaners, der empfohlen hatte, die Rute der Hunde entweder nach unten zu binden (um ihnen zu zeigen, dass sie klein sind und sie sich somit unterlegen fühlen) oder eben nach oben (damit "schwache" und ängstliche Hunde mehr Selbstvertrauen bekämen) - also spätestens seit diesen Zeiten, sollte es doch in den hintersten Regionen des Landes Absurdistan angekommen sein, dass Pinkeln so viel mehr ist, als eine schnöde Geste, die Überlegenheit zu demonstrieren (abgesehen davon, dass auch Rüden einfach mal einfach nur pissen müssen!!)
A PEE IS SO MUCH MORE!
- Stell ich jetzt einfach mal so in den Raum.
Hunde - egal ob männlich oder weiblich, ziehen aus Markierungen anderer Hunde wichtige Informationen, wie zum Beispiel Geschlecht, Gesundheitszustand, Paarungsbereitschaft - und nicht zuletzt, Zeitpunkt des Markierens.
Befreundete Hunde pinkeln gerne zu vorhandenen, bekannten Markierungen DAZU. Dies signalisiert nach Außen hin eine Gruppenzugehörigkeit.
So wie die Kutte bei Bikern. HEY, wir sind viele! Und wir halten zusammen.
Ich war bei allen meinen Hunden immer sehr angetan, wenn Neuzugänge sich -
- getraut hatten, (wenn auch manchmal sehr vorsichtig und fast schon heimlich) neben die Markierungen der Alteingesessenen zu pinkeln und
- wenn die Althunde angefangen haben, zum Pipi der Neuankömmlinge dazuzupinkeln. Das hat nämlich die Bedeutung, dass sie nun dazugehören.
Markierungen von "Revierfremden" oder "Erzfeinden" werden hingegegen gerne überpinkelt.
Im Winter kann man sehr gut beobachten, ob ein Hund dazu oder drüber pinkelt. Und wenn dann noch ne mehrere befreundete oder zusammenlebende Hunde unterwegs sind, die dann ALLE über die Fremdmarkierung drüberpinkeln wird so durchaus ein Statement gesetzt.
Also quasi ein "VERPISS dich" (oder wars eher "wir verpissen dich"?? 🤣)
Hunde, die zum Beispiel sehr unsicher sind und neu bei einem leben, trauen sich anfänglich nicht, außerhalb zu pinkeln (oder auch zu koten). Wenn dann nur an ganz unwichtigen Stellen. Die möchten gerne etwas "unter dem Radar" laufen und den bereits anwohnenden Hunden nicht so viel preisgeben.
Keiner meiner Rüden markiert im Wald, wenn wir direkt durch ein Wildschweingebiet gehen. Da haben die immer großen Respekt. Sind wir draußen, wird wieder Beinchen gehoben und gehäufelt.
Fuchspipi hingegen oder andere Markierungen von kleinem Raubzeug werden ausgiebig bepinkelt (und manchmal auch bewälzt)
Hündinnen legen durch ihre Markierungen eine Spur für etwaig anwesende interessierte Rüden. Damit der auch ja weiß, wo sie wohnt. Je näher man ans Haus kommt, desto mehr wird von den Hündinnen markiert.
Also die hängen quasi die rote Lampe raus ... 😉
DAS IST KOMMUNIKATION!
Ich rede jetzt nicht von den Ausrutschern junger Rüden, die dann mal das Bein an allem, was senkrecht steht, heben (Manchmal auch Hundehalterbeine - aber auch DAS ist keine Dominanz...
Vielleicht ist das so ein Männerding? Je mehr ihnen daheim untersagt wird, selber für gelbe Sprenkler im Bereich der Toilette zu sorgen - desto weniger gönnen sie es ihren Hunden, ihre Manneskraft SO zur Schau zu stellen?
Wer kennt es nicht ... erst neulich wieder ... zu fünft nebeneinander an der Autobahnraststätte nicht etwa am Busch, nein, direkt auf dem Randstein direkt vor einer Sitzgruppe - lassen die es plätschern. So, dass die nachfolgenden Ahnunglosen direkt durch die Hinterlassenschaften latschen müssen, wenn sie sich an der Sitzgruppe ihr Mittagessen gönnen wollen. DAS ist widerlich und gehört unterbunden. Nicht das Beinheben von Caniden!
Schade, dass ich es nicht fotografiert habe, das wäre ein würdiges Foto für diesen Beitrag gewesen...
Oder auch die Aussage des "Protestpinkelns" .
Eh klar. Hunde pinkeln selbstverständlich mit der Absicht in die Wohnung, damit der/die Halter*in sich so richtig ärgert, wenn er/sie drei Stunden später nach Hause kommt. (Beitrag zum Protestpinkeln auf "Hey Fiffi") -
Das sind MENSCHLICHE Handlungskonzepte. Hunde sind so nicht. Und denken so nicht.
Es gibt auch immer noch die ungeschriebene "Regel", dass auf Hundeplätzen die Hunde am Zaun weder zu Schnüffeln noch zu Markieren hätten. Dieses wurde/wird dann auch mehr oder weniger massiv "unterbunden".
(Bevor Missverständnisse auftreten, ich lasse meine Rüden auch nicht überhall hin markieren. Blumentöpfe, Hauswände, Hundeplatzsportgeräte, Fahrzeuge etc. sollten einfach nicht bepinkelt werden, Eigentum anderer sollte respektiert werden!!).
Hierzu gab es tatsächlich Studien in der Uni Budapest um Adam Miklosi, die nachgewiesen haben, dass Rüden, die Markierungen von anderen Rüden nicht lesen (und beantworten) durften, auf genau jene Hunde dann sehr massiv reagierten, wenn sie dann "draußen" getroffen wurden. Also gleich, ob man ihnen das Markieren oder Beriechen von Markierungen auf einem abgeschlossenen Platz verboten hatte.
Verdammt noch mal, das ist wichtig für unsere Hunde.
Jeder Hund möchte auch, hat er eine Hundebegegnung der man ausweicht weil entweder der eigene oder der andere Hund (noch) nicht so gut mit Hundebegegnungen kann, die Rückspur des andren inspizieren. Das ist so wichtig! Unterbindet man das, wird eventuell genau dieser Geruch künftig für Unbehagen sorgen ("Wie bastle ich mir einen Erzfeind?")
.... einfach mal drüber nachdenken ....
Habt eine zauberhafte Restwoche.
Und - lasst Eure Hunde schnüffeln, Kommentare lesen UND auch beantworten. Social Media halt....