Gedanken meiner lieben Kollegin Elske Fehl-Weileder
Start durch Perspektivenwechsel
Zu Beginn müssen wir dem Hund erstmal zeigen, dass wir jetzt dabei sind bei seinem Tun und uns für seine Wahrnehmungen interessieren. Deshalb ist es auch viel wichtiger, den Hund bei seinen Entdeckungen zu "begleiten", als unentwegt eigene Vorschläge zu machen. Das heisst, den Hund für sein Tun zu bewundern und genau zu bemerken, was er spannend findet - und uns dafür EHRLICH zu interessieren. Bezüglich der eigenen Vorschläge ist es anfangs hauptsächlich wichtig, dass diese aus Sicht des Hundes nicht immer nur "Spaßbremsen" sind oder "Themaverfehlungen" - wobei sie uns Letztere oft sehr großzügig nachsehen. Wir Menschen sind nämlich oft sehr hilflos und rufen Hunde für Nichtigkeiten zurück oder verlangen von ihnen - in ihren Augen - oft Unsinniges oder Unlogisches.
Mindestens genauso wichtig wie das äußere Tun im Sinne von Mitgehen, Stehenbleiben, Funde ansehen, Stellen zeigen etc., ist aber das stimmungsmäßige, emotionale Teilhaben an den Wahrnehmungen des Hundes
(die wir aus seinem Tun und der Körpersprache ablesen können)
Ich stelle mir das immer so vor:
Es schwingen zwei Pendel im Raum, zunächst noch asynchron und voneinander losgelöst, das sind der Hund in seiner Welt und wir in unserer.
Um die Pendel in Einklang zu bringen, müssen wir zunächst unser Pendel auf dieselbe Wellenlänge oder Frequenz des Hundes bringen. Es ist also anfangs unser Job, durch Beobachtung des Hundes zu
erkennen, wie er gerade empfindet: sieht oder riecht er was Besonderes oder schlendert er nur dahin und sucht ungerichtet zum Beispiel. Daran passen wir uns stimmungsmäßig an, indem wir etwas mit
der Stimme mitgehen (ohne zu pushen), wenn es etwas Spannendes wahrzunehmen gilt, und eben nur ruhig dahinloben, wenn gerade geschlendert wird.
Durch dieses gemeinsame Empfinden bringt man die Pendelschwingungen in Einklang und sie docken gewissermaßen aneinander an.
Wenn das geschehen ist (und das braucht je nach Team und Gegebenheiten einige Zeit), dann können wir auch mit unserer Stimmung mal den Hund gewissermaßen "mitziehen", wenn es die Situation erfordert. Wir sind dann glaubwürdig für ihn, weil er ja erfahren hat, dass wir seine Wahrnehmungen teilen und dasselbe spannend finden wie er. Deshalb dürfen wir dann auch mal sagen, dass wir jetzt zB nicht näher in ein Gestrüpp gehen, um keinen Hasen aufzuschrecken, dass wir die Rehe nur anschauen und nicht hinterher rennen etc., ohne dass es den Hund allzu sehr frustet, denn wir werden schon Recht haben und sicher auch bald wieder eine gute Idee, wie etwa die Rückspur abzusuchen.
Wir müssen uns diese Glaubwürdigkeit aber erstmal verdienen und dürfen sie auch nie für selbstverständlich halten, sondern müssen glaubwürdig BLEIBEN. Das heißt zum einen authentisch, aber zum anderen eben auch für den Hund nachvollziehbar und sinnhaft.
Es ist wichtig, Momente zu schaffen, in denen der Hund lernen kann: "Aaah, wir zwei ticken gleich!".
Elske Fehl-Weileder
... ist mit ihrer Hundeschule "Nellyversum" im schönen Pfarrkirchen in
Niederbayern zu finden, wo sie mit ihrer bezaubernden Jagdterrier-Mix-Hündin Nelly und ihrem Mann mitten in der Natur lebt. Elske arbeitet seit vielen Jahren ehrenamtlich mit Tierschutzhunden von
"Hunde in Not e.V." und dem Tierheim Benk und betreut neben ihrem "Alltags-Job" und der Hundeschule sämtliche Kurse, die mit Nasenarbeit und Schnüffelspaß zu tun
haben, bei den Hundefreunden Eggenfelden. Elske ist Hundepsychologin und -trainerin nTR, sowie zertifizierte Ullihundetrainerin und ist bekannt dafür, immer und ständig Waffeln zu essen ;-) Man sagt ihr nach, alles in Grund und Boden lächeln zu können
....
Elske hat ein riesengroßes Herz für die schnellen und wilden Jagdhunde, denen sie zu mehr Ruhe verhilft und somit mit ihren Menschen wieder zusammen schwingen lässt ...
Foto Pendel: Klaus Rössner, Stadtsteinach
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