Gastbeitrag von Manuela Knaus
Ein schwedischer Hundepsychologe namens Anders Hallgren führte in Schweden eine Studie mit 400 Hunden durch.
Er fand heraus dass die Ursache für problematisches Verhalten häufig eine Krankheit ist.
Ungefähr die Hälfte aller Hundebesitzer, die ihn wegen aggressiver, ängstlicher oder einfach ungewöhnlicher Verhaltensweisen ihres Hundes kontaktierten, hatten Hunde deren Verhaltensstörung ganz oder teilweise auf einer Krankheit basierten. Wahrscheinlich liegt die Anzahl sogar noch höher. Dies genau zu untersuchen wäre eine interessante Aufgabe für die Zukunft.
Alle seine Kollegen, die mit Problemanalysen und Training von Hunden zu tun haben, teilen diese Auffassung, dass die häufigsten Schmerzursachen Störungen der Muskulatur und des Skelettes sind. Er hat deshalb seine Zusammenarbeit mit Tierärzten, Chiropraktikern, Physiotherapeuten und Osteopathen erweitert und über die Jahre intensiviert.
Diese Erfahrungen haben ihn veranlasst einen Fragebogen zu entwickeln, mit dem er über einen Zeitraum von einem Jahr Hundehalter gezielt befragte und auch alle Beobachtungen über den Hund festhielt. Schon bei der ersten Sichtung des Datenmaterials konnte er einen Zusammenhang zwischen Problemverhalten von Hunden und Schmerzen feststellen.
Um bei seinen Klienten ein besseres Verständnis für die Rückenprobleme der Hunde zu schaffen, hat er den Begriff „Sportverletzung“ eingeführt. So konnte er die Halter leichter motivieren, ihre Hunde im Sinne der Prävention und Therapie vor jeder bevorstehenden Anstrengung aufzuwärmen und/oder zu massieren. Der Ausdruck „Sportverletzung“ vermittelt einigermaßen, dass die Ursache bei Rückenproblemen eine Überanstrengung der nicht aufgewärmten Muskulatur ist. Nach seiner Meinung scheint das die häufigste Ursache zu sein. Er hat die Leistung eines Hundes mit der Leistung eines Fußballspielers während eines Spiels verglichen. Der Unterschied liegt darin, dass sich der Fußballspieler ca 1 Stunde vor dem Spiel aufwärmt, währen der Hund dazu gewöhnlich keine Möglichkeit erhält.
Wie schon gesagt umfasste die Untersuchung 400 Hunde aus ganz Schweden.
Häufig gestellte Fragen waren:
- Frühere Verletzungen z.B. Muskelzerrungen, Verstauchungen, Beinbrüche
- Fragen nach der Art der Halsung z.B. Halsband, Zughalsband, Kettenwürger, Stachelhalsband oder Brustgeschirr
- Häufiges wildes Spielen und Toben mit vielen Sprüngen z.B. nach Bällen und Stöcken
- Äußere Einwirkungen wie der so genannte Alphawurf, das Herunterdrücken zur Bestrafung oder Leinendruck
- ist er häufig dem Leinendruck ausgesetzt
- Gewalteinwirkung von außen, z.B. Verkehrsunfall, Vollbremsung, im Auto herumgeschleudert werden
- hat der Hund jemals ein Schlag über den Rücken bekommen
- war er schon mal in eine Rauferei verwickelt falls ja, wie oft
Auch nach der Ernährung wurde gefragt, welche Art von Futter bekam der Hund während der Wachstumsphase? Damit sollte geprüft werden, ob ein Zusammenhang zwischen Rückenproblemen und den verschiedenen Futterarten und Sorten besteht. Ebenso fragte er ob Zusatzfutter wie z.B. Vitamine gegeben wurden. Schließlich liegt es nahe, dass eine dauerhaft schlechte Ernährung Defekte verursachen kann, die unter anderen den Bewegungsapparat schädigen.
Ergebnis:
Etwas mehr als 63% aller Hunde, die an der Umfrage beteiligt waren, hatten zum Zeitpunkt der Untersuchung Probleme mit dem Rücken. Dabei gab es keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern.
Dass Rückenprobleme bei Hunden häufig vorkommen, überrascht nach wie vor viele Hundehalter, denn sie gehen davon aus, ihre Tiere litten nicht in so großem Ausmaß an Zivilisationskrankheiten wie Menschen.
Laut Chiropraktiker und Osteopathen lassen sich Rückenprobleme beim Menschen wie folgt einteilen:
- 20% haben gut funktionierende Rücken
- 40% haben Probleme ohne es zu merken oder darunter zu leiden
- 40% haben Schmerzen und brauchen Behandlung
Dass die Werte der Hunde so nahe bei denen der Menschen liegen, ist für viele sicherlich neu.
Zwar ist allgemein bekannt, dass Rassen mit langen Rücken z.B. Dackel oder Basset, oft Probleme haben, dass aber jeder beliebige Hund Rückenprobleme bekommen kann, ist eine Erkenntnis, die einer weiteren Verbreiterung bedarf.
Von den Hunden mit Rückenproblemen zeigten 55% auffälliges Verhalten
- 42% waren aggressiv und gestresst
- 13% waren reserviert oder ängstlich
Bei den Hunden die frei von Rückenproblemen waren, gab es 19% aggressive und gestresste Hunde und knapp 11% die zurückhaltend und ängstlich waren. In dieser Gruppe waren 70% völlig Problem frei. Hunde mit Schäden an der Halswirbelsäule waren zu 91% dem Leinendruck ausgesetzt.
[Quelle]Animal Learn Verlag, Rückenprobleme beim Hund -Untersuchungsreport,Anders Hallgren
Hundefreundliche Grüße aus Guttenberg
Manuela Knaus
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